Geschichte

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Was ist Schach?

Willi Weyer, Präsident des Deutschen Schachbundes formulierte es bereits 1977 so:

„Der Ursprung des Schachspiels liegt weit vor der Zeitenwende in Indien. Die monumentale Geschlossenheit dieses friedlichen Kampfspiels unter den Gesetzen der Gleichheit und Gerechtigkeit und die unwandelbare Totalität seines Systems kennzeichnen die Macht des Geistigen. In den frühen buddhistischen Klöstern soll es ersonnen worden sein. War es die geniale Idee der Mönche, in diesem Spiel den Geist der Gewaltlosigkeit, wie ihn der Buddhismus lehrt, zu propagieren? Der Gedanke kommt einem jedenfalls.

In seinem Wechselspiel vom Raum der Felder und der Kraft der Figuren, von Zug und Zeit, symbolisiert es das menschliche Leben, folgt es den großen Linien der historischen Entwicklungen. Weisheit, Vernunft und Witz vieler Völker stecken in ihm. Kein Wunder, dass man Wesen und Wirklichkeit dieses Spiels nur aus Geschichte, Philosophie, Kunst, Soziologie, Psychologie, Futurologie, Mathematik, Literatur und vielen anderen Wissengebieten erklären kann.

Auf dem Weg über Persien und Arabien kommt es nach Spanien, von dort nach Mitteleuropa und verändert sein Grundgefüge nur noch ein einziges Mal, in der Renaissance, einer der bewegtesten Epochen unserer Zeit, als die Gangart von Dame und Läufer erweitert und die Rochade eingeführt wurde. Dies war die Geburtsstunde des modernden Schach. Als Mittel der Bildung – als Ritterspiel – gelangt es im Mittelalter zu hoher Blüte. Es blieb aber immer noch ein namenloses Spiel. Man spricht von der spanischen Eröffnung oder von der französischen Verteidigung, aber nicht von großen Spielern.

Neuzeitliches Schach

Erst das neuzeitliche Schach auf dem Weg zum Sport führt uns die Stars von André Philidor bis Bobby Fischer vor. Ob sie sich nun als Künstler, Spieler, Wissenschaftler oder Sportler verstehen, ihr Stil trägt alle Merkmale unserer industrialisierten Welt: es kommt nicht immer nur darauf an, den schönsten Zug zu finden, sondern in begrenzter Zeit die richtige Entscheidung zu treffen, denn eine Niederlage wegen Zeitüberschreitung wird nicht anders gewertet als eine mit genialen Ideen. Dieses sportliche Schach mit Turnieren, Länderspielen, Olympiaden, Herausforderungsrunden und Weltmeisterschaften in der weltumfassenden Schachgemeinde der FIDE darf wohl als der eigentliche abendländische Beitrag zur weiteren Entwicklung dieses Spiels gewertet werden. Auch die Schach-Theorie als Wissenschaft mit Eröffnungs-, Mittel- und Endspiel hat hier ihren Ursprung.

Die Welt der modernen Kultur, Zivilisation und Technik prägte als die weitere Entwicklung des Schachspiels nicht weniger als die des Sports. Elemente der Bildung, der Kunst und der Wissenschaften führten beide dabei immer enger zusammen, so dass Schach – zumindest in der Form des Turnierschachs – heute unbestreitbar als Sport
anzusehen ist.

Schach erzieht zu folgerichtigem Denken, erhöht die Kombinationsfähigkeit, regt die schöpferische Phantasie an, hebt den Mut zum Risiko, fördert die Entschlusskraft, übt die kritische Einstellung zu sich selbst und anderen gegenüber, stärkt Geduld und Zuversicht“.