Was ist Lacrosse?

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DAS SCHNELLSTE SPIEL AUF ZWEI BEINEN

1. Was ist Lacrosse

Lacrosse ist eine alte Indianer-Sportart, die sich rasant schnell immer stärkerer Beliebtheit erfreut. Der heutige Sport wird auch als „schnellstes Spiel auf zwei Beinen („the fastest game on two feet“) bezeichnet.
Männerlacrosse vereint Elemente aus American Football, Feld- und Eishockey sowie Fußball. Im Damenlacrosse gibt es hingegen keinen Körperkontakt.

2. Geschichte

Vielleicht die spannendste aller Sportgeschichten schreibt Lacrosse. Im 17. Jh. sahen französische Missionare das indianische Spiel „Baggataway“, übersetzt „kleiner Bruder des Krieges“. Sie beobachteten, wie sich zwei indianische Volksstämme trafen, um sich einen Ball mit einem Stock, an dessen Ende ein Netz befestigt war, einander streitig zu machen. Die Schläger erinnerten an einen gekrümmten Bischofsstab, dessen französische Bezeichnung „La Croix“ ist, woher der heutige Name „Lacrosse“ seinen Ursprung nimmt. Das Spielfeld war oft länger als 500m. Bei dieser kriegerischen Form der Auseinandersetzung, die Tage dauern konnte, gab es häufig Verletzte oder sogar Tote. Schließlich kam es ca. 1830 zu den ersten Wettspielen zwischen Indianern und Weißen. Erst später wurden verbindliche Spielregeln entwickelt.

In Kanada entstand 1867 der erste nationale Lacrosse-Verband, kurz darauf wurde in den USA der erste Lacrosse Club gegründet. Einige Jahre später kam der Sport über England nach Australien und Neuseeland, bis er sich viel später auch im kontinentalen Europa verbreitete.

Das Spiel ist heute immer noch kampfbetont, vor allem aber auch taktisch geprägt und technisch sehr anspruchsvoll, da der Umgang mit dem Schläger einiges Geschick erfordert. Während für die Indianer der Sport einen spirituellen Wert hatte (und auch heute noch hat!) wurde aus ihm eine professionelle Sportart: Lacrosse kann heute auf der anderen Seite des großen Teichs sowohl in der Halle (NLL) als auch im Freien (MLL) als Profi-Sport betrieben werden.

3. Wie funktioniert Lacrosse

Beim Lacrosse versuchen zwei Mannschaften, einen tennisball-großen Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Die Mannschaft, die nach Ablauf der Spielzeit die meisten Tore erzielt hat, gewinnt die Begegnung. Dazu benutzen die Spieler einen ca. 1m langen Schläger, an dessen Ende ein Netz befestigt ist. Damit wird der Ball getragen, geworfen, gefangen, gepasst, geschossen und vom Boden aufgehoben. Es ist verboten, den Ball mit den Händen zu berühren.

Damen- und Herren-Lacrosse sind grundverschieden. Damen spielen ohne Körperkontakt und mit straffer gespannten Schlägern, Herren spielen mit Schutzausrüstung, der Körperkontakt ähnelt dem von Eishockey!

4. Grundregeln in Kürze:

Spielfeld Gespielt wird auf einem 55x100m (Herren) bzw. 60x110m (Damen) großen Feld, vergleichbar mit einem Hockey- oder Fußballfeld. Beim Frauen-Lacrosse war das Feld ursprünglich unbegrenzt groß, seit 2001 gibt es aber auch wie bei den Männern feste Außenlinien. Die Tore sind 1,80 x 1,80m groß. Wie beim Eishockey erstreckt sich das Spielfeld auch hinter das Tor (Frauen und Männer).
Der Ball besteht aus Vollgummi (140g) und ist von der Größe vergleichbar mit einem Tennisball. Der Schläger oder „Stick“ wird aus Holz bzw. Metall (Schaft) und Plastik (Netzrahmen) hergestellt und hat bei den Männerschlägern eine Gesamtlänge von 101 – 183 cm, bei den Frauenschlägern dagegen nur 90 – 110 cm. Ungefähr 25 cm ist jeweils der Schlägerkopf lang, an dem ein Netz befestigt ist. Im Männerlacrosse ist das Netz tiefer als bei den Frauen und wird als „Pocket“ bezeichnet. Der Torwartschläger darf sowohl bei Frauen- als auch Männern beliebig lang sein und weist ein Netz auf, welches an der breitesten Stelle 38cm misst. Schutzhandschuhe, Mundschutz sowie ein Helm sind beim Männer-Lacrosse Pflicht, bei den Frauen hingegen ist nur der Mundschutz vorgeschrieben.

Grundregeln (Männer)

Beim Herren Lacrosse befinden sich pro Mannschaft 10 Spieler auf dem Feld, 1 Torwart und je 3 Verteidiger, Mittelfeldspieler und Angreifer. Es erinnert nicht nur aufgrund der Schnelligkeit oft an Eishockey. Die Spieler tragen Helm und Schutzausrüstung, da Körperkontakt erlaubt ist: Der ballführende Spieler darf vom Gegner mit dessen Schläger und Körper „gecheckt“ werden.
Diese „Checks“ werden vom Schiedsrichter scharf beobachtet: Ein Check mit dem Schläger darf nur auf den gegnerischen Schläger und die den Schläger berührenden Unterarme verabreicht werden. Das Ziel eines Checks muss grundsätzlich sein, den Ball zu bekommen. Falsche Checks und andere Fouls werden mit Zeitstrafen von bis zu 3 Minuten oder gar einem Spielausschluss bestraft.
Die Spielzeit beträgt nach internationalen Regeln 4 x 20 Minuten.

Grundregeln (Frauen)

Damenlacrosse ähnelt eher dem Sport, wie er traditionell gespielt wurde. Eine Mannschaft besteht aus 12 Spielerinnen (5 Angreifer, 1 Center, 5 Verteidiger und 1 Torwart).
Der traditionelle Holzschläger, der sehr den alten indianischen Schlägern ähnelt, ist nahezu vollständig Schlägern mit Plastikkopf und Aluminiumschafft gewichen. Das Netz des Schlägers ist bei den Damen (im Gegensatz zu Herrn-Schlägern) straffer gespannt.
Der Ball darf auf dem Feld nur mit dem Schläger gespielt werden, während der Torwart alle Körperteile zur Abwehr einsetzen kann. Im Gegensatz zur Männervariante ist harter Körperkontakt hier nicht erlaubt, wodurch das Frauenspiel technisch anspruchsvoller und eleganter ist. Lediglich der Check auf den gegnerischen Schläger ist erlaubt um in den Ballbesitz zu kommen.
Eine Besonderheit des Frauensports ist, dass alle Spieler bei jeglichem Abpfiff der Schiedsrichter stehen bleiben müssen. (als ob jemand auf „Pause“ gedrückt hätte). Daraus ergeben sich interessante Konstellationen, Vor- bzw. Nachteile für die Mannschafte
Die Spielzeit beträgt 2 x 30 min., wobei die Zeit nach jedem Tor und in den letzten 2 Minuten jeder Halbzeit bei jedem Pfiff angehalten wird.

5. Was macht Lacrosse spielerisch so interessant:

  • Aufrechtes Laufen, Fangen und Werfen des Spielballs in der Luft
  • Beidhändiges Fangen und Werfen = symmetrisch, gesund und unter anderem eine Herausforderung für den Geist
  • Schnelles Spiel, da der Ball durch entsprechende hartes und schlaues Werfen sehr schnell werden kann („it takes 8 seconds to score“)
  • die Männerschläger können je nach Spielposition einen Längenunterschied von fast einem Meter haben, Ausrüstung und Körperkontakt gleichen eher dem Eishockey
  • Lacrosse kombiniert Aspekte aus vielen Sportarten und ist dadurch spielerisch sehr facettenreich

6. Wie kam Lacrosse nach Deutschland:

Die ersten beiden Mannschaften wurden 1993 in München und Berlin von ein paar begeisterten Studenten gegründet, die den Sport in den USA während ihres Schüleraustauschjahrs kennen gelernt hatten. Seitdem wuchs die Deutsche Lacrosse-Familie immer weiter stetig an. Im Herrenbereich wird im 1. und 2. Ligabetrieb gespielt, im Damenbereich sowie in der Jugend ist ebenfalls ein regelmäßiger Ligabetrieb etabliert.

7. Wie ist Lacrosse in Deutschland strukturiert:

Der Dachverband des Deutschen Lacrosse (Dlaxv) hat insgesamt ca. 1000 Mitglieder, die sich deutschlandweit auf mittlerweile 31 Teams verteilen.
Die Hauptaufgaben des Dlaxv liegen neben der Organisation der Mitgliederverwaltung, der Unterstützung von Lacrossewachstum in Deutschland auch in der Organisation von nationalen Turnieren, z.B. der Deutschen Meisterschaft, sowie den Nationalmannschaften. Des Weiteren gibt der Verband Rahmenbedingungen für den Ligabetrieb sowie für das Schiedsrichterwesen vor.
Spieltage finden von März bis in den November hinein statt, im Frühjahr und Sommer gibt es außerdem diverse Turniere außerhalb des Ligaspielbetriebes, z.B. die Berlin Open und das Kieler Lacrosse Meeting.
Vielerorts sind die Lacrosse mittlerweile als Sparte einem lokalen Sportverein angegliedert, die Parallelen zum Feldhockey bieten sich an, z.B. im HTHC Hamburg, 1880 Frankfurt, Düsseldorfer Sportclub.
Die Mitgliederzahl beträgt im Durchschnitt 50-60, in größeren Städten auch 80-150, wobei die Geschlechterverteilung eindeutig zugunsten der Herren ausfällt (2/3 – 1/3).

8. Wo gibt es Lacrosse noch auf der Welt:

Herren:

u. A. Argentinien, Australien, Hongkong, Japan, Kanada, Korea, Neuseeland und USA, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Holland, Irland, Italien, Lettland, Österreich. Schottland, Schweden, Tschechien und Wales. Darüber hinaus gibt es ein indianischen Nationalteam, die s. g. Iroquois Nationals

Damen:

Australien, Japan, Kanada, Neuseeland und USA .
Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Holland, Österreich, Schottland, Schweden, Spanien, Tschechien und Wales

Indianerinnen wird man leider nicht sehen können, da es nach der Tradition der Indianer ein „Kriegssport“, und dadurch den Männern vorbehalten ist.

9. Lacrosse auf der internationalen Bühne:

Die ersten Weltmeisterschaften der Herren wurden 1967, die der Damen 1969 abgehalten. Die Weltmeisterschaften finden seit 1974 im 4-jährigen Rhythmus statt.
Die deutschen Männer haben erstmalig 1994 in Manchester an der WM teilgenommen und treten seither alle 4 Jahre an um sich international zu messen. Die Frauen hatten 2001 in High Wycombe/England ihr WM-Debüt.
Die männliche U19 Nationalmannschaft belegte 2016 bei der WM in Coquitlam / Kanada den 8. Platz.
Auch Europameisterschaften finden regelmäßig statt. Waren die anderen Nationen zu Beginn den Deutschen spieltechnisch überlegen, konnten mittlerweile sowohl das Damen- als auch das Herren-Nationalteam Erfolge erzielen.

Des Weiteren gibt es mehrere internationale Turniere wie z. B. die Berlin Open oder den Prague Cup.

10. Lacrosse und Olympia:

Lacrosse war in den Jahren 1904 und 1908 olympisch, wurde dann aber wieder aus dem Programm genommen. 1928, 1932 und 1948 war es als Demonstrationssportart präsent. Der internationale Verband arbeitet daran, Lacrosse wieder olympisch zu machen.