Die nächste Herausforderung: Steigende Energiekosten!
Die deutlich steigenden Energiekosten sind auch für die Sportvereine eine große Herausforderung und werden sie mit voller Wucht treffen. Wie es dabei dem SV Henstedt-Ulzburg geht, wollte der NDR in Erfahrung bringen und bat um Antworten vor und neben der Kamera. Grundsätzlich muss man feststellen, dass die Vereine unterschiedlich betroffen sind. Vereine, die keine eigenen Sportstätten betreiben und ausschließlich in und auf kommunalen Anlagen Sportbetrieb anbieten, stehen vor einer vollkommen anderen Situation, als Vereine die, wie der SV Henstedt-Ulzburg, eigene Anlagen betreiben. Für den SV Henstedt-Ulzburg sind die größten eigenen Anlagen das Sportland und der Sportpark Henstedt mit dem Umkleidegebäude und der Tennisanlage. Der NDR stellte 13 Fragen zur Situation, bevor es vor die Kamera ging. Berichtet wurde nicht nur im Schleswig-Holstein-Magazin um 18:00 und 19:30 Uhr, sondern auch im Nachrichtenportal von NDR/SH und in den Nachrichten des regionalen Rundfunkprogramms.
Der Fragenkatalog und die Antworten:
1. Wie groß ist Ihr Verein? Was gibt es für Abteilungen?
Der SV Henstedt-Ulzburg e.V. hat aktuell ca. 4100 Mitglieder, die in 25 Abteilungen organisiert sind. Zu den mitgliederstärksten Abteilungen gehört die FTG (Fitness, Turnen und Gesundheit), der Fußball (männlich und weiblich) und die Handballabteilung. Diese drei Abteilungen machen ca. 70% der Mitglieder aus.
2. Welche Abteilungen bzw. Sportarten verbrauchen am meisten Strom?
Der Stromverbrauch trifft insbesondere alle Hallen- bzw. Indoorsportarten, deren Stromverbrauch vor allem über die Deckenbeleuchtung verursacht wird. Ein Zuteilung auf Abteilungen wird dabei nicht unternommen.
3. Wie hoch sind die Energiekosten (in den jeweiligen Abteilungen und insgesamt)?
Eine Berechnung auf Abteilungen erfolgt nicht. Die Energiekosten für Heizung und Strom belaufen sich aktuell p.A. insgesamt auf ca. 90.000,00 Euro. (Verbrauchsjahr Februar 21 bis Februar 22)
4. Wie wirken sich die steigenden Energiekosten auf Ihr Vereinsetat aus? Müssen geplante (anderweitige) Investitionen zwansgläufig verworfen werden? Werden die Mitgliedsbeiträge steigen?
Selbstverständlich wirken sich die steigenden Energiekosten auf den Vereinsetat aus. Geplante Investitionen sind bereits den Auswirkungen der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, da sämtliche dafür vorgesehenen Rücklagen für die Kompensation der Beitragsverluste durch Vereinsaustritte genutzt werden mussten. Eine Erhöhung von Mitgliederbeiträgen ist die letzte und nicht die erste Option. Eine solche Maßnahmen würde nur dazu führen, dass noch mehr Mitglieder den Verein verlassen. Schließlich ist jedes Mitglied auch im privaten Umfeld von den steigenden Energiekosten betroffen. Der Sport soll den Mitgliedern ein sicheres und wohlfühlendes Zuhause sein und für alle zugänglich bleiben.
5. Was sind die Konsequenzen, die Ihr Verein aus den steigenden Kosten zieht? (Beispiel: Keine warmen Duschen mehr, Zeitbegrenzung, weniger Heizen der Hallen?)
Wir werden in unseren Sportstätten die Einsparpotenziale gemeinsam mit einem Fachbetrieb prüfen und umsetzen. Dabei kann es sich um die Absenkung der Raumtemperaturen insgesamt oder auch um die Anpassung der Beleuchtung handeln. Die Einführung von „Duschzeiten“ wurde von einigen Abteilungen bereits umgesetzt. Ziel muss es sein, soviel einzusparen, wie es für die Mitglieder und den Sportbetrieb noch hingenommen werden kann und sich die Mitglieder trotz aller Einschränkungen noch wohl- und gut aufgehoben fühlen. Ein Absenken der Temperaturen in den Sporthallen darf nicht im Widerspruch zur Gesunderhaltung führen, bzw. Verletzungen provozieren.
6. Bei wieviel Grad werden die Duschen zu Zeit erhitzt? Auch hier: welche Temperatur wäre in Zukunft denkbar?
Eine konkrete Antwort auf die Gradzahl kann ich Ihnen nicht geben. Eine Absenkung, bzw. Begrenzung der Warmwassertemperaturen ist nicht einfach so zu machen. So muss die Temperatur so hoch gehalten werden, dass sich im System keine Legionellen bilden können. Wie niedrig die Temperatur sein kann, so dass sie für die Sportlerinnen und Sportler noch angemessen und hingenommen werden kann, werden wir gemeinsam herausfinden und dann ggf. umsetzen. Hier kommt es auch auf die Vernunft und Bereitschaft unserer Mitglieder an.
7. Im welchen Rahmen werden die Hallen beheizt? Auch hier: welche Temperaturabsenkungen wären denkbar?
Die optimale Temperatur für Sporthallen liegt je nach Sportart zwischen 18 bis 21 Grad. Eine Absenkung um 3 Grad auf 15 Grad Celsius wäre grundsätzlich denkbar. Darunter kommen wir in einen für die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler (je nach Sportart) gefährlichen Bereich. Nicht bei jeder Sportart lässt sich der gute Rat zu wärmerer Sportkleidung einfach so umsetzen.
8. Wie wirkt sich der Zustand der Anlagen auf den Energieverbrauch aus? (Beispiel: Alte Heizungen verbrauchen mehr Energie als energetisch sanierte)
Hierzu kann Ihnen morgen der Fachbetrieb Auskunft geben. (Anmerkung: Die Auswirkungen auf die Energiekosten bei einer maroden und alten Heizanlagen sind signifikant hoch)
9. Wie ist der Zustand der Heizungen?
Die Heizungsanlage im größten vereinseigenem Objekt (SVHU Sportland) ist in einem maroden Zustand und bereitet uns die größten Sorgen. Eine zunächst geplante Sanierung wurde durch die Pandemie verworfen. Neben der maroden Heizungsanlage verfügt die Halle im „Sportland“ über keine funktionierende Isolierung. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg möchte das „Sportland“ abreißen und mit Fertigstellung noch in diesem Jahrzehnt neu bauen und dem Sport so eine moderne Sportanlage zur Verfügung stellen. Aus diesem Grund sind keine Investitionen mehr geplant. In den anderen beiden Objekten des Vereins ist die Heizungsanlage nach Draufsicht des Fachbetriebs in einem guten Zustand. Hier können wir die größten Einsparpotenziale erzielen.
10. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Energie zu sparen? Werden alte Anlagen energetisch saniert?
Siehe Antwort zu Frage 9. (Anmerkung: Die Umrüstung auf LED in den Hallen wird geprüft und ggf. kurzfristig umgesetzt)
11. Wie bewerten Sie die Lage für die nächsten Monate? Wie lange kann sich ein Verein solche Energiepreise noch leisten?
Um eine Lage des Sports in dieser Situation zu beurteilen, bräuchte man brauchbare und verifizierte Fakten. Die Stromanbieter haben uns bereits eine Verdoppelung der Preise auf 54 Cent bis 62 Cent pro Kwh mitgeteilt. Für Gas sind uns noch keine verbindlichen Zahlen bekannt. Bei einem Gasverbrauch von knapp 400.000 kWh kommen allein durch die angekündigte Umlage (1,5 bis 5 Cent pro Kwh) zwischen 6000 und 20000 € zusätzlich auf die steigenden Gaspreise oben drauf. Und ob diese dann noch mit 19% versteuert werden muss, weiß auch noch niemand. Wir rechnen mindestens mit einer Verdoppelung der Energiekosten auf bis zu 200.000 € pro Jahr oder mehr.
12. Erhalten Sie finanzielle Unterstützung von der Gemeinde, dem Land, wenn es um das Begleichung von Zusatzkosten in der aktuellen Situation (Corona, Inflation) geht?
Nein, der SV Henstedt-Ulzburg hat keine Unterstützungen erhalten und es ist aktuell auch keine Unterstützung in Aussicht gestellt. Die Politik im Bund, Land und Kommune muss sich gut überlegen, was ihr der organisierte Sport als Teil der sozialen Infrastruktur und als Ergänzung der offenen Kinder- und Jugendhilfe tatsächlich wert ist. Das gilt auch für die Frage, ob öffentliche Einrichtungen – und dazu gehören auch die gemeindeeigenen Sportstätten-, im Zuge der steigenden Energiepreise ganz oder teilweise geschlossen werden, wie es der Deutsche Städtetag vorgeschlagen hat. Wir stehen dabei nur am Rande und müssen abwarten, raten davon aber dringend ab.
13. Stichwort Flutlicht. Wie viele und welche Leuchtmittel nutzen Sie? Zudem: Wie oft wird so ein Flutlicht eingeschaltet (auch mit Blick auf den Herbst und Winter und wie viel kostet das den Verein?
Die Flutlichtanlagen werden von der Gemeinde Henstedt-Ulzburg betrieben und sind alle bereits auf LED-Technik umgestellt. Der Verein zahlt die Energiekosten an die Gemeinde. Im Verbrauchsjahr Feb. 2021 – Feb. 2022 lagen die kosten im mittleren vierstelligen Bereich. Das Flutlicht wird immer dann betrieben, wenn die Tageslichtverhältnisse es erforderlich machen. Dabei können Lampen einzeln geschaltet werden. Die Trainer wurden bereits zum energiesparenden Umgang mit dem Flutlicht sensibilisiert. Auch hier setzen wir auf die Vernunft unserer Mitglieder.